Mein Anliegen ist, in meinen Kursen und Workshops italienisches Lebensgefühl zu vermitteln. Was aber macht dieses Lebensgefühl aus? Was ist das Besondere an Italien? Auf dieser Seite werden – orientiert an Themen, Städten und Touren – Beispiele dafür gezeigt – und meine Lieblingsorte in Italien.
Bei den Fotos habe ich auf das Wichtigste verzichtet – die Menschen in Italien. Eine „Ausstellung“ von Italiener:innen ist unangebracht. Dafür gibt es einen eigenen Abschnitt zu bedeutenden Italiener*innen.
Neu ist „Italien aktuell“ eine Seite, in der aktuelle Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Tourismus zusammengestellt sind.
Hier werden Menschen vorgestellt, die in Italien jeder kennt, und vermutlich auch bei uns. Es sind Repräsentanten für die Einzigartigkeit Italiens. Um die Sache etwas spannend zu machen, beschreibe ich die Personen zuerst und Sie können den Namen raten. Die Auflösung erhalten Sie am Schluss. Es geht natürlich auch um Orte, die mit diesen Personen verbunden sind, und die ein Anlass für einen anregenden Sparziergang sind.
Italien: Auf den Spuren von Piero della Francesca durch drei Provinzen
Den Anfang macht eine Tour durch drei Provinzen in Italien. Kleine Städte und Landschaften stehen im Vordergrund. Das sind schon mehrere Zutaten des italienischen Lebensgefühls. Kleinräumige Ortskerne mit alten Häusern, häufig auf Hügeln, mit verwinkelten Gassen und kleinen Plätzen, die zum Verweilen einladen. Deshalb spielt sich das Leben auf der Piazza oder in der Bar ab. Jung und Alt treffen sich auf der Piazza zum Plausch oder zur Passeggiata.
Die Tour bietet auch eine abwechslungsreiche, bewegte Landschaft mit Wäldern, Wiesen, Feldern und den für Italien typischen mediterranen Bäumen und Pflanzen. Und im Hintergrund, fast an jeder Ecke, die Kunst und Kultur von Jahrhunderten.
Kein Geringerer als Piero della Francesca, ein Miterfinder der Renaissance-Malerei, bildet die Klammer für diese Tour.
Zwei Abstecher führen nach Assisiund Cortona. Diese zwei letzten Städte haben zwar nichts mit Piero zu tun, aber an ihnen vorbei fahren kann man auch nicht.
Arezzo
Wir starten in Arezzo in der Toscana, es geht über Monterchi und San Sepolcro nach Urbino in den Marken. Dann beginnt schon der Rückweg nach Perugia in Umbrien und über Cortona (die einzige Station der Tour, in der keine Bilder von Piero zu sehen sind) zurück nach Arezzo.
Nicht verschwiegen werden soll, dass auch in Florenz und Rimini Bilder von Piero hängen, aber das würde die Tour zu groß machen.
Wer sich einen Vorgeschmack auf die Bilder von Piero holen will, kann hier nachsehen.
Wer jetzt sagt, er findet andere Maler besser und verzichtet lieber auf das Betrachten der Bilder, kann die Tour (fast) genauso gewinnbringend machen. Die Landschaften und Orte sind ursprünglich, wenig vom Tourismus berührt und bieten viel Gelegenheit zum Wohlfühlen.
Die Tour ist – ohne Abstecher, z.B. nach Anghiari oder nach Assisi – ca. 300 km lang, das entspricht einer reinen Fahrtzeit von ca. 6 Stunden. Arezzo oder Cortona, Urbino und Perugia vertragen sehr gut auch mehr als eine Übernachtung. Sie können also gut eine Woche für die Tour einplanen.
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Ausgangspunkt unserer Tour ist Arezzo, die Antiquitäten- und Schmuck-Stadt.
Knapp 80 km südöstlich von Florenz liegt das Juwel einer noch mittelalterlich anmutenden Stadt mit schönem zentralen Platz (Piazza Grande), einer Kathedrale, einer Medici-Festung und vielen kleinen Gassen.
Der Tourismus ist so ausgeprägt, dass sich eine Reihe von schönen Cafés und Restaurants halten können, aber die Stadt auch im Sommer bei weitem nicht so überschwemmt wird, wie z.B. Florenz.
Für Kunstbegeisterte ist die Hauptattraktion der Freskenzyklus zur Kreuzeslegende in der Kirche San Francesco.
Wer den Film „Der englische Patient“ gesehen hat, kennt, zumindest teilweise, die Fresken in Arezzo. Die Krankenschwester wird an einem Seil hochgezogen, damit sie die Bilder besser sehen kann. Aber das sparen wir uns für den Schluss auf. Apropos Film: „Das Leben ist schön“ wurde teilweise auch in Arezzo gedreht.
Wo beginnen? An der Piazza Grande.
Die Piazza Grande gehört den Touristen und Antiquitätenhändlern. Unter den Arkaden finden sich manchmal Einheimische. Die früheren Bars sind großenteils Restaurants gewichen. Das tut der Schönheit des Platzes aber keinen Abbruch.
Hier ist alles auf einmal: die romanische Apsis von Santa Maria della Pieve, der leicht ansteigende Platz, die Arkaden des Palazzo delle Logge del Vasari, der Palazzo del Tribunale und der Palazzo della Fraternità dei Laici.
Gegenüber schmale Häuser mit Holzbalkonen und zwei Türme. Und Antiquitätengeschäfte. Ein richtiger Paukenschlag. Die Cafes unter den Arkaden laden zum Verweilen ein. Allerdings ist der Platz nicht immer belebt und es bleibt nur die Aussicht auf die Gebäude.
Auf in die mittelalterlichen Strassen und zu einer Reihe von Sehenswürdigkeiten!
Das Leben spielt sich auf dem Corso Italia, den Querstrassen, wo es die Restaurants gibt, und auf der Via Roma ab.
Kirchenbegeisterte schauen sich zunächst die Apsis von Santa Maria della Pieve noch von Innen an (es locken ein Polyptichon von Pietro Lorenzetti und eine Krypta).
Sonst lädt – vielleicht nach einem Blick auf das Portal und die Blendarkaden der Kirche – der Corso Italia zum Flanieren ein.
Es gibt viel Flair, einige Geschäfte, eine leckere Pasticceria mit Café (Stefano) und auch die Querstrassen (z.B. Via Cavour) lohnen kleine oder größere Abstecher, auch in weitere Querstrassen.
Je näher man dem Corso der Via Roma kommt, umso mehr breitet sich Fußgängerzonen-Ambiente aus.
Das Haus wurde von ihm selbst dekoriert und teilweise ausgemalt, die Struktur des Anwesens ist seit seiner Zeit erhalten, so dass man sich eine Vorstellung von einem Renaissance-Haus machen kann.
Und es gibt einen kleinen Garten.
Weil sich wenige Besucher hierher verirren, ist es ein Ort der Ruhe. Vasaris Künstlerbiografien wären eine stilvolle Reiselektüre. Es gibt natürlich auch ein Kapitel über Piero, in dem er bedauert, dass Piero seine wegweisenden theoretischen Werke nicht veröffentlicht hat.
Sehenswert sind der Dom mit seinen Glasfenstern und einem Fresco von Piero, sowie San Domenico, eine typische Bettelordenkirche aus dem Spätmittelalter.
Wer gerne ins Museum geht, wird sich das Dommuseum ansehen (Vasari-Fresken), oder das Museo Statale d’Arte Medioevale e Moderna, auch mit einem kleinen Garten mit Brunnen in der Mitte.
Zum Ausruhen bietet sich der Prato ganz im Norden der Altstadt an, und bei der Gelegenheit kann man sich auch die Medici-Festung ansehen.
Für eine Stärkung empfiehtlt sich die Osteria delle Poste an (Via di Tolletta 14).
Die Kreuzeslegende in San Francesco
Ein Feuerwerk der Frührenaissance
Es ist das Hauptwerk von Piero und hat ihn auf einen Schlag berühmt gemacht. Es erzählt die Geschichte von der Entstehung des Baumes für das Kreuz Christi, das Verschwinden des Kreuzes und seine spätere Auffindung.
Nun also zum Höhepunkt für Kunstbegeisterte, die Kreuzeslegende.
Für uns ist das Bildprogramm etwas speziell. Heute tragen hauptsächlich Fotos Bedeutung und wecken Assoziationen, wie z.B. Fotos vom Mauerfall, von den Zwillingstürmen des World-Trade-Centers oder den Karikaturen von Charlie Hebdo.
Die Ikonografie der Menschen in Europa vor 500 Jahren war christlich geprägt.
Nicht nur die Gebildeten waren bibelfest, sie kannten die Legenden, die sich um das Christentum rankten und waren immer noch überzeugt von der Macht von Reliquien.
Auch wenn es gerade ein Merkmal der Renaissance-Kunst ist, Menschen in den Vordergrund zu rücken, kann man diese Kunst nur verstehen, wenn man sich mit dem Hintergrund der dargestellten Personen, Szenen und Geschichten beschäftigt.
Und dieser Hintergrund ist zunächst einmal christlich.
Wir werden sehen, dass es auch eine Reihe von politischen Interpretationen der Bilder gibt.
Der Zyklus in der Kirche von Arezzo benötigt also einen größeren Beipackzettel, sonst kann man sich zwar an den schönen Kleidern, den lebendigen Gesichtern und der Konstruktion der Bilder erfreuen, aber die Bedeutung des Dargestellten nicht entziffern.
Basis des Zyklus ist die mittelalterliche Legenda Aurea von Jacobus de Voragine, spätmittelalterlicher Erzbischof von Genua und Schriftsteller.
Er fügte den vorhandenen Legenden eine Vorgeschichte hinzu. Danach habe Seth vom Erzengel Michael vom Baum der Erkenntnis einen Zweig erhalten, um ihn auf das Grab seines Vaters Adam zu pflanzen.
Salomo verwendete den Baum als Bauholz.
Die Königin von Saba fand den Balken (er wurde als Steg benutzt) und hat seine Bedeutung erkannt. Sie warnte König Salomo, dass an dem Balken jemand hängen würde, der das jüdische Reich beenden würde. Darauf wurde der Balken vergraben, kam aber wieder zum Vorschein und wurde für das Kreuz Christi verwendet.
Weiter geht’s mit der Schlacht an der Milvischen Brücke, die Kaiser Konstantin gewann. Ihm war vor der Schlacht das Kreuz erschienen, so dass er mit einem Kreuz in die Schlacht zog.
Nach der gewonnenen Schlacht trat er zum Christentum über und ließ das Kreuz Christi suchen. Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, findet das Kreuz und lässt es nach Jerusalem bringen.
Das Kreuz wird von den Persern geraubt, aber Ostrom gewinnt die Schlacht gegen die Perser und das Kreuz wird im Triumphzug nach Jerusalem gebracht.
Hier versammeln sich also eine Reihe von Höhepunkten der christlichen Geschichte: die Verherrlichung des Kreuzes und der Wiederauferstehung, ein wesentliches geschichtliches Ereignis, das dem Christentum zum Durchbruch verhalf, der Konflikt mit nichtchristlichen Mächten und der Bezug zu Jerusalem.
Diese Geschichte wird in dreizehn Bildern dargestellt. Zusätzlich gibt es ein Bild der Verkündigung an Maria, das als Pendant zum Traum des Konstantin interpretiert wird.
Warum die Thematik des Kreuzes in Arezzo? Die Kirche gehört den Franziskanern, für die die Passion Christi eine besondere Bedeutung hat.
So empfing Franziskus die Stigmata – ein Bezug zur Kreuzigung und zum Leid Christi. Auch in der Franziskaner-Kirche Santa Croce in Florenz wird die Legende dargestellt.
Politische Bezüge? Zur Zeit der Entstehung des Gemäldes gab es Initiativen zu einem Kreuzzug gegen die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert hatten.
Die Franziskaner waren zu der Zeit die Hüter des heiligen Landes und damit Jerusalems. Es wird vermutet, dass Konstantin die Züge des byzantinischen Kaisers Johannes VIII Palaiologos (der 1439 im Konzil von Ferrara-Florenz vergeblich eine Einigung von orthodoxer und römischer Kirche anstrebte) trägt, was als Hinweis auf die Kreuzungsbestrebungen verstanden wird.
In der Begegnung der Königin von Saba mit Salomo wird angeblich auf die Verständigung von orthodoxer und römischer Kirche angespielt. Piero veranstaltet hier großes Kino.
Natürlich gibt es auch maltechnische Finessen. Bekannt ist die Darstellung des Lichts im Traum des Konstantin, das sogar die tatsächliche Beleuchtung in der Kirche berücksichtigt.
Die Landschaften im Hintergrund der Bilder sehen nach Toskana und nicht nach dem heiligen Land aus. Und auch die Auftraggeberfamilie Bicci, Gewürzhändler aus Arezzo, sind wohl zu sehen – um den sterbenden Perserkönig herum gestellt.
Mit der Darstellung individueller, „normaler“ Menschen dokumentiert Piero nicht nur das Interesse der Renaissance sondern ganz reale politische Verhältnisse, in denen Bürger, Handwerker und Händler sich in den Städten schon längst gegen Adelige durchgesetzt hatten. Piero geht also deutlich über ein rein christliches Bildprogramm hinaus.
Es gibt genug Anlass, sich in die verschiedenen Bedeutungsebenen des Zyklus zu begeben – und natürlich in den vielen Gesichtern der dargestellten Personen zu lesen. Vielleicht machen auch zwei Besuche Sinn, wenn man die ganze Fülle des Zyklus wahrnehmen möchte, und sich dabei keinen steifen Nacken holen will.
Wer nach der Betrachtung des Bilderzyklus sofort eine Pause braucht, geht ins wunderschöne historische Caffè dei Costanti, direkt gegenüber der Kirche. Etwas weiter ist das kleine Vasari Caffè (Via Giorgio Vasari, 15). Der Vollständigkeit halber sollte abschließend noch erwähnt werden, dass es mehrere Theater in Arezzo gibt. Es lohnt sich, vor einem Besuch das Programm, das Musik und Theater umfasst, zu studieren.
Monterchi, Sansepolcro, Urbino
Sehr abwechslungsreich geht es über Monterchi, vielleicht zu einem Abstecher nach Anghiari und dann nach Sansepolcro und von dort auf den Apennin. Am Ende wartet Urbino. Kurz zuvor noch ein Halt in Urbania.
Von Arezzo geht es nach Monterchi, einem kleinen Dorf auf einem Bergrücken mit entsprechender Aussicht. Grund für den Besuch ist das Piero-Gemälde Madonna del Parto, die schwangere Madonna. Zwei Engel halten die Vorhänge eines Baldachins, vermutlich ein Sinnbild für einen Tabernakel, auseinander, in der Mitte Maria.
Dargestellt ist eine junge schwangere Frau mit melancholischem Blick. Thema ist vermutlich die gleichzeitige Göttlichkeit (Tabernakel) und Menschlichkeit (eine menschliche Mutter) Christi. Unabhängig von allen Interpretationsversuchen ist das Bild einfach wunderschön.
Es gibt tatsächlich Restaurants in dem kleinen Dorf. Eine Stärkung vor Ort ist also möglich.
Bevor es weiter nach Sanselpolcro geht, bietet sich ein Abstecher nach Anghiari an.
Anghiari hat zwar keinen Bezug zu Piero, aber zu einem vielleicht gar nicht mehr vorhandenen Gemälde von Leonardo da Vinci. Mailand kämpfte in der Schlacht von Anghiari gegen eine Koalition unter der Führung von Florenz – und verlor, trotz Überzahl. Leonardo wurde von der Stadt Florenz beauftragt im Palazzo Vecchio ein Wandgemälde zur Schlacht zu malen.
Leonardo begann das Bild und unterbrach seine Arbeit. Vasari wurde später mit der Ausmalung beauftragt. Was mit dem Bild Leonardos geschah, ist nicht bekannt. Etwas pietätlos ist die Tatsache, dass die Schlacht von Anghiari nur wegen des verschollenen Bildes heute noch bekannt ist.
Anghiari ist ein mittelalterliches Städtchen auf einem Hügel mit Mauer und allem, was dazu gehört inklusive einer atemberaubenden Aussicht ins Tibertal. Treppen, verwinkelte Gässchen, Kirchen – alles was man sich von einem kleinen Ort auf einem Berg wünscht.
Grund für einen Besuch in Sanselpolcro ist das Museo Civico mit einem Hauptwerk von Piero, der Auferstehung.
Die Entstehungszeit des ca. zwei mal zwei Meter großen Bildes ist nicht genau bekannt und war wahrscheinlich in den späten 60ern des 15. Jahrhunderts. Der auferstandene Christus steht mit einem Fuß auf dem Sarkophag und schaut frontal auf den Betrachter, vor ihm liegen 4 schlafende Wächter, einer von Ihnen trägt angeblich die Züge von Piero. Man muss gar kein Fan von Renaissance- oder christlicher Kunst sein, das Bild ist in jedem Fall überwältigend. Aldous Huxley nannte es das schönste Bild der Welt. Vor Kurzem wurde es restauriert und zeigt nun leuchtende Farben.
Wenn man nach San Sepolcro (Geburts- und Sterbeort von Pietro) hineinfährt, ist es zunächst wenig einladend: breite, gerade Straßen und Häuserfluchten. Ist man dann innerhalb des ehemaligen Mauerrings, sieht es ganz anders aus. Schmale Strassen, kleine Plätze, die ein oder andere Sehenswürdigkeit (Kathedrale, Palazzi, Medici-Festung) – und sehr wenig Touristen.
Man muss schon ein wenig suchen, um ein Café zu finden, oder man geht gezielt zur Bar Oro Nero (Via Niccolo‘ Aggiunti, 43), zum Caffè Gerasmo (Via XX Settembre, 29) oder zum Kappa-Cafè (Via XX Settembre, 73). Die Spezialitäten der Gegend: Trüffel, Wildschwein und Weine. Da lohnt sich ein Restaurantbesuch.
Nach dem Kunstgenuss und vielleicht einer guten Stärkung, kann man dann aber auch weiter fahren.
Einmal im Jahr allerdings geht es richtig rund in Sansepolcro – beim Palio della Balestra am zweiten Sonntag im September. Hier gibt es kein Pferderennen, wie in Siena, sondern – der Name sagt’s – einen Armbrustschützen-Wettbewerb und ein großes Rahmenprogramm mit Fahnenschwingern, alten Kostümen, einem Umzug, musikalischen Aufführungen und einem großen Markt.
Wer das sehen möchte, muss die Übernachtung frühzeitig buchen. Die Hotelbetten in Sansepolcro sind abgezählt.
Hinter Sansepolcro geht es über die SS73Bis erst einmal recht steil in vielen Kehren in die Berge des Apennin. Für kurze Zeit geht es durch Umbrien und dann in die Marken.
Die Straße ist zunächst von Olivenbäumen gesäumt. Nach einer Weile ergeben sich weite Blicke in die Landschaft. Dann geht es weiter durch Hochtäler und eine traumhafte Mittelgebirgslandschaft. Hier gibt es viele Möglichkeiten zum Wandern oder Fahrrad fahren. Für die Strecke von 71 km braucht man gut 1 ½ Stunden. Pausen in kleinen Ortschaften, oder kleine Abstecher in einzelne Täler machen die Fahrt zum Genuss.
Unbedingt ansehen sollte man sich die Abbazia di San Michele Arcangelo in Lamoli. Ein überraschend großer romanischer Bau in einem idyllischen Bergdorf.
Ein netter kleiner Ort mit sehr schönem Hauptplatz, mehreren Palazzi, Kirchen und engen Straßen ist Mercatello sul Metauro am gleichnamigen Flüsschen. Das Örtchen gehört zu den schönsten Dörfern Italiens.
Ein Muss ist ein Halt in Urbania, angeblich der Lieblingsort von Federico da Montefeltro, in das er sich in einer Sänfte tragen ließ.
Der Ort hat eine bewegte Geschichte von der Römerzeit über verschiedene Herrschergeschlechter bis zur Zugehörigkeit zum Vatikanstaat (Urbania wurde zu der Zeit nach Pabst Urban umbenannt).
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören der Palazzo Ducale, Kirchen, ein Theater und – in der Nähe – ein Park. Urbania ist bekannt für seine Töpferwaren. Also gibt es Touristen, die töpfern lernen oder wandern wollen. Der Charakter eines Bergdorfes, der trutzige Palast, die wuchtigen Steinmauern und viele Häuser mit Bogengängen schaffen eine besondere Atmosphäre.
Piero wird mittlerweile gründlich vermarktet. So gibt es die „Balkone“, Aussichtspunkte auf Landschaften, die sich in seinen Bildern finden. Nordöstlich von Urbania befindet sich der Balcone Ca‘ Mocetto. Die Landschaft dient als Hintergrund des Portraits von Federico da Montefeltro und seiner Frau, das in den Uffizien hängt (Am Agriturismo Ca‘ boscarini zweigt eine kleine Strasse ab, nach ca. 400m findet sich der Balkon).
Und etwas weiter südöstlich von Urbania gibt es einen weiteren Balkon in der Nähe des Agriturismo Pieve Del Colle (Hintergrund des Triumphzuges von Federico da Montefeltro und seiner Frau, ebenfalls in den Uffizien). Das ist aber schon etwas für sehr eingefleischte Fans.
In Urbino hängt die Geißelung Christi. Ein äußerst spannendes Bild. Zum einen zeigt es Pieros Kunst der Perspektive – er war auch Mathematiker und hat mit ungefähr 60 Jahren aufgehört zu malen, um sich ganz der Kunsttheorie und der Mathematik zu widmen.
Zum andern weiß man bis heute nicht, wie man das Bild interpretieren soll. Es gibt sogar ein ganzes Buch (Bernd Roeck: Mörder, Maler und Mäzene. Piero della Francescas «Geißelung»), in dem behauptet wird, das Bild stelle eine Mordanklage gegen Federico da Montefeltro, den Grafen und späteren Herzog von Urbino, dar.
Aber auch, wenn man sich mit solchen Feinheiten nicht auseinander setzen möchte, ist man von dem Bild fasziniert. Es könnte gut von einem Surrealisten des letzten Jahrhunderts stammen, wie z.B. De Chirico.
Auch in Urbino gilt: nicht nur Malerei-begeisterte kommen auf ihre Kosten. Der historische Ortskern mit seinen Renaissance-Bauten ist UNESCO-Kulturerbe.
Es gibt viel zu sehen: die Mauern, den Palazzo Ducale, der die Nationalgalerie beherbergt – mit Gemälden von Piero, den Dom und den Hauptplatz (Piazza della Republica).
Gubbio, Perugia, Assisi, Cortona
Nun befinden wir uns schon auf dem Rückweg. Der letzte Ort unserer Tour mit Bildern von Piero ist Perugia. Nicht weit von Perugia liegt Assisi. Es wäre eine Sünde, diesen Abstecher auszulassen. Das Gleiche gilt für das kurz vor Arezzo gelegene Cortona. Die Route führt am Lago Trasimeno vorbei. Eine gute Gelegenheit für einen kleinen Badeaufenthalt.
Die nächste Station ist Perugia. Die Entfernung beträgt etwas mehr als 100 km. Für den größten Teil der Strecke kann man die gut ausgebaute SP3 nutzen. Die Landschaft wird hier stark genutzt und es spricht nichts dagegen, die schnellste Strecke zu wählen, die knapp zwei Stunden Fahrzeit kostet. Für einen Zwischenstopp eignet sich Cagli, unbedingt aber Gubbio.
Gubbio ist eine mittelalterliche Stadt in den umbrischen Bergen. Hauptsehenswürdigkeit ist der Palazzo dei Priori, der recht waghalsig in den steilen Hang gebaut ist mit einem schönen Platz davor.
Darüber steht der Dom. Und es gibt noch einen Palazzo Ducale (Herzogspalast) von Federico da Montefeltro. Typisches Gericht sind Nudeln mit Trüffeln. Den besten Blick über die Stadt hat man vom Platz vor der Kirche San Francesco (Piazza Quaranta Martiri). Noch ein abenteuerlicher und berühmter Bau ist der Palazzo dei Consuli, der auf riesigen Unterbauten steht. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass diese Bauten aus dem Mittelalter stammen. Die Besichtigung der Stadt über die steilen Strassen und Treppen macht hungrig.
Auf der Piazza dei Quaranta Martiri gibt es einen Stand mit lokalen Produkten und mit Porchetta. Ein Brot mit diesem Schweinerollbraten vergißt man nicht.
In der Vorweihnachtsszeit wird der Bergrücken über Gubbio von Lichtern in Form eines riesigen Weihnachtsbaums erleuchtet.
Link
Hinter Gubbio kann man die Bergstrasse SR 298 der SS219 vorziehen.
Perugia ist die Hauptstadt von Umbrien und Universitätsstadt. Wie viele Orte in Umbrien liegt Sie auf einem Hügel. Ursprünglich waren es zwei, aber die Senke dazwischen wurde zugeschüttet. Die Piazza IV Novembre bündelt viele der größten Sehenswürdigkeiten. Ausführlich wird die Stadt auf einer eigenen Seite beschrieben.
Alles an einem Platz: die Kathedrale, die Loggia di Braccio Fortebraccio, der Plazzo dei Priori und in der Mitte der Brunnen Italiens, die Fontana Maggiore aus dem späten 13. Jahrhundert. Nicht nur künstlerisch ein Meisterwerk, sondern auch wasserbautechnisch. Das Wasser kommt über eine Leitung, aus den Bergen, damit am höchsten Punkt Perugias Wasser aus dem Brunnen strömt.
Dargestellt ist in der Mitte die Madonna mit Kind, flankiert vom hl. Antonius von Padua und Johannes dem Täufer auf der linken Seite und rechts von der hl. Elisabeht von Ungarn und dem hl. Franziskus. Im oberen Teil sind die hl. Klara und Lucia zu sehen. Das Bild ist, typisch für Piero, ein Wunderwerk der Pespektive. Im unteren Teil sind das Wunder des hl. Antonius, die Stigmatisierung des hl. Franziskus und das Wunder der hl. Elisabeth dargestellt.
Wegen der Verschiedenartigkeit der Malstile hat man hat schon angenommen, dass das Polyptychon aus unterschiedlichen Zeiten stammt. Tatsächlich ist es aber wohl als ein Werk entstanden.
Neben historischen Gebäuden, dem Brunnen und der Malkunst gibt es aber auch noch ein Alltagsleben. Hier hat Perugia viel zu bieten. Der richtige Ort dafür ist der Corso Vannucci, die Flaniermeile. Es ist gelungen, die großen Mode- und sonstigen Ketten fernzuhalten, so dass man sich vollständig auf das Flanieren und Schauen konzentrieren kann. Am einen Ende des Corso, an der Piazza Italia, kann man den weiten Blick über die umbrische Landschaft genießen. Das ist Italien!
Jeder kennt Assisi. Die heitere Atmosphäre, die außergewöhnliche Doppelkirche. Der Abstecher lohnt sich in jedem Fall.
Ein paar Kilometer hinter Perugia führt die Strasse am Lago Trasimeno vorbei. Ein Stopp bietet sich in Passignano sul Trasimeno an. Dann geht es weiter nach Cortona.
Eine steile, gewundene Strasse führt hinauf zur Altstadt. Cortona hat alles, eine Stadtmauer, einen zentralen Platz mit Palazzi und einer riesigen Treppe, von der aus man das Treiben beobachten kann, eine grandiose Aussicht, romantische Treppen, die von den Hauptstrassen nach oben oder nach unten führen, Kirchen, Kunstwerke und ein wunderbares Flair.
Man möchte gar nicht mehr weiter fahren. Das haben natürlich auch andere bemerkt. Wer dem Trubel entkommen möchte geht z.B. die Via S. Margherita lang, genießt die Ruhe und die Aussicht. Man kann der Strasse bis zu Festung folgen und hat dann noch den Blick nach Norden.
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