Neapel - Stadt im Aufbruck

Chaos, Kriminalität, Müllproblem, das sind mittlerweile veraltete Vorurteile zu Neapel. Die Stadt verändert sich. Beispiele: Es gibt viele lokale Initiativen, einzelne Viertel attraktiver zu gestalten, Apple wird seine Developer-Akademie dort ausbauen, es gibt Start-ups, die sich gegen die Probleme der Stadt stemmen (z.B. die Erreichbarkeit der überlasteten Krankenhäuser zu verbessern).

Man kümmert sich um mehr Nachhaltigkeit. Initiativen wenden sich gegen Gentrifizierung ihrer Viertel, gegen die illegalen Müllhalden. Paläste werden saniert, autofreie Zonen eingerichtet, Kultureinrichtungen eröffnen und Kunstschätze aus den vergangenen Jahrhunderten werden zugänglich gemacht. Man spürt den Aufbruch in der Stadt. Seit Mai 2024 gibt es eine neue Karte von Neapel (J’adore Napoli), in der die neu entstandenen spannenden Orte dargestellt werden.

Zum Eingewöhnen: Vomero

Ausgangspunkt ist die Metrostation Vanvitelli (L1). Hier oben geht es gediegen zu: Fußgängerzone, kleine Läden, Cafés. Es ist das Wohnviertel der „Bessergestellten“. Sehr entspannt. 

Blumenkiosk Piazza Vanvitelli

Gleich auf der Südseite der Piazza Vanvitelli gibt es eine kleine Sehenswürdigkeit: einen winzigen Blumenkiosk. Er gehörte dem Gärtner der Villa von Armando Díaz, ein Militär am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Stadt wollte den kleinen Kiosk in einen Zeitungsstand umbauen. Díaz erfuhr davon, intervenierte und so ist er bis heute ein Blumenstand geblieben.

Wir folgen der Via Alessandro Scarlatti (Komponist, der lange in Neapel wirkte und der Vater von Domenico Scarlatti).

Mercato di Antignano

Auch verkehrsberuhigte Querstrassen laden zum Bummeln ein. 

Eine dieser Querstrassen, die Via Luca Giordano führt, wenn wir nach rechts abbiegen, zum kleinen Straßenmarkt Mercato di Antignano (täglich außer sonntags  7:30 bis 13:30 Uhr). Er befindet sich im Largo Antignano, in der Via Antignano, in der Via Anella di Massimo und in der Via Giuseppe Recco.

Vomero
Neapel - Stadt im Aufbruch
Vomero

Nun geht es zu zwei Highlights: Castello Sant’Elmo und Certosa di San Martino. Zunächst zum Castello: Vom Markt sind es ca. 23 Min. zu Fuß.

Die Burg ist hauptsächlich riesig und bietet sensationelle Ausblicke über die Stadt (täglich 8:30 bis 18:30 Uhr). Man geht über breite Treppen nach oben und befindet sich dann in einer kleinen Stadt in der Stadt. Der Bau wurde im frühen 14. Jahrhundert begonnen und mehrfach erweitert. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1952 war die Burg Militärgefängnis. 

Schon zur Zeit der Spanier war die Festung weitgehend autonom. Es gab Wohnungen für die Soldaten, Metzger, Küchen, Lagerräume, Büros, einen Gerichtshof und ein Gefängnis.

Heute wird die Festung für Veranstaltungen genutzt. 

Hier befindet sich auch das Museo Napoli Novecento mit zeitgenössischer Kunst.

Erste Bauten der Certosa di San Martino gab es schon im 14. Jahrhundert. Richtig los ging es im 16. Jahrhundert. Man holte die besten Künstler nach Neapel (die Kartäuser konnten sich das leisten). Bis ins 18. Jahrhundert gab es Umbauten und Erweiterungen. Half alles nichts, 1806 wurde das Kloster von den Franzosen säkularisiert.

Zu sehen gibt es die Kirche mit riesigem Kreuzgang, den Quarto del Priore (der als einziger Außenkontakt hatte und sein Heim mit den besten Kunstschätzen dekorierte). Außerdem gibt es Nebenräume und eine Krippenabteilung – und es gibt einen schönen Garten (ehemals auch vom Prior) mit spektakulärer Aussicht auf Neapel.

Krippenausstellung Certosa di San Martino
Certosa di San Martino

Und nach dem Besuch kann man sich auf dem Belvedere San Martino ins Cafè setzen und die Aussicht genießen. Wer eine Stärkung braucht und beim Essen die Aussicht auf Neapel genießen möchte, kann zu Renzo e Lucia ganz in der Nähe gehen (Via Tito Angelini 33). Die wirklich gute Küche und die Terrasse mit Aussicht unter großen Schirmen spiegelt sich allerdings auch in den Preisen. Dafür ist der Service professionell und sehr freundlich.

Belvedere San Martino
Belvedere San Martino
Renzo e Lucis
Park Villa di Fiorentina

Auf dem Rückweg bietet es sich an, wieder unten in Vomero, im Park Villa Fiorentina eine kleine Pause einzulegen. Den Park – mit einer Villa – schenkte Ferdinand I 1817 seiner zweiten Frau.

Wer nicht mit der Metro zurück fahren will, kann die Furniculare Centrale, eine Standseilbahn von der Piazza Fuga bis zur Piazzetta Augusteo, mitten im Zentrum, nehmen. Hier können die „normalen“ Tickets von Bus und Metro verwendet werden. Die Furniculare Chiaia ist derzeit außer Betrieb.

Neapel pur: Sanità

Früher ein Problemviertel und No-Go-Area, jetzt spannend und lebendig. 2006 gründeten Jugendliche eine Kooperative, um das Viertel wieder attraktiv zu gestalten. Sie begannen damit, die Katakomben von San Gennaro wieder zugänglich zu machen und damit Besucher in das Viertel zu locken. Damals wollte niemand an das Projekt glauben und es gab auch keine Unterstützung. Heute hat der Erfolg viele Väter. Denn trotz aller Schwierigkeiten wurde das Projekt ein großer Erfolg. Und es war der Beginn einer umfangreichen Erneuerung des Viertels.

Sanità
Sanità
Sanità

Das Viertel entstand ursprünglich auf den Ruinen eines antiken Friedhofs außerhalb der Stadtmauern von Neapolis, der griechisch-römischen Vorgängersiedlung des heutigen Neapel. Es war also eine Art Tal des Todes. Hilfreich war, dass der Untergrund aus Tuffstein besteht, in die leichter die Räume für die Gräber gehauen werden konnten. Der Name „Sanità“ (Gesundheit) leitet sich von der Tatsache ab, dass das Gebiet in der Antike als besonders gesund galt. Im Mittelalter waren eher Heilige für die Gesundheit zuständig. Aus der Nähe von deren Gräbern erhoffte man sich wundersame Heilungen.

Bei starken Regenfällen verwandelten sich die Straßen in Bäche und mit der Zeit wurden die alten Gräber mit Sand und Gestein zugeschüttet, das Straßen-Niveau wurde angehoben.

Während der spanischen Herrschaft über Neapel im 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich das Viertel stark, und die Piazza Sanità wurde zu einem wichtigen Zentrum des städtischen Lebens. Die Adelsfamilien ließen prächtige Palazzi und Kirchen errichten, was zur besonderen architektonischen und kulturellen Bedeutung des Viertels beitrug.

Heute ist Sanità lebendig, spannend und typisch neapolitanisch. Erreichbar ist Sanita mit der Metro (Cavour, L2 und MET). Links um die Ecke geht’s in die Via Crocelle a Porta S. Gennaro. Es ist ein Beispiel für Neapel – Stadt im Aufbruch.

Nach ein paar Schritten sieht man links im Vico Buongiorno ein Graffito (Mowgli von Irene Lasivita) und noch ein paar Schritte weiter links in der Via Misericordia ein großes Graffito vom Collettivo FX (Nu ‚mmescà ‚e fantasme cu ll’angiule – Don’t mix up ghots with angels). 

Hier fängt auch schon der Mercato dei Vergini an (7:00 bis 13:00 Uhr).

Auf der rechten Straßenseite kommt nun der Complesso Monumentale Vincenziano.

Zu besichtigen sind die Kirche, die Krypta, die Capella d‘Estate, das Refektorium und die Kapelle der Reliquien. Die Öffnungszeiten sind in der Regel Mo-Fr 09:00 bis 14:30 Uhr und am Wochenende 10:30 bis 13:00 Uhr.

Mercato dei Vergini
Complesso Monumentale Vincenziano
Palazzo dello Spagnolo

Und gegenüber (Nr. 19) steht der Palazzo dello Spagnolo mit einem beeindruckenden Treppenhaus.

Der Palast wurde 1738 im Auftrag des Markgrafen von Poppano Nicola Moscati errichtet. Das Treppenhaus sollte ein Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens sein.

Karl III. von Bourbon war ein häufiger Besucher, der im Palast die Pferde gegen Ochsen tauschte, die einzigen Tiere, die ihn über die steile Via Vergini nach Capodimonte bringen konnten.

Der Palast wurde mehrfach verkauft und ist heute größtenteils in Privatbesitz.

Hypogäum der Kristalline

An der kommenden Gabelung gehen wir rechts in die Via dei Cristallini und nach ein paar Schritten kommt rechts, nur durch ein kleines rotes Schuld kenntlich gemacht das Hypogäum der Kristalline, eine ursprünglich griechische Nekropole. Der Nachbar hatte in seinem Garten nach Wasser oder Tuffsteinen gegraben und dabei die Nekropole entdeckt. Seit 2023 ist sie zugänglich und ein wirklicher Schatz. Die Grabstellen hatten zwei Stockwerke. Im unteren wurden die Toten bestattet. Die Gräber wurden wie Liegen gestaltet, mit steinernen Kissen. So dass die Toten weiter Gastmähler halten konnten. Das ist heute noch zu sehen, sogar ein Teil der Farbe am Stein. Und von der Stirnwand schaut eine freundliche Medusa. Die Seitenwände sind mit Tänzern und Musikern bemalt. Der unteren Raum wurde mit Holzbohlen abgedeckt und darüber konnten die Lebenden feiern und der Toten gedenken. Natürlich war die Qualität der Ausstattung auch ein Statussymbol.

Palazzo San Felice

Wir gehen wieder zurück zur Gabelung und folgen der Via Arena della Sanità. Rechts kommt gleich die gehypte Pasticceria Popella. Wir widerstehen (bitte noch etwas Geduld). An der Nr. 6 gibt es den Acquedotto Augusteo del Serino (Sa und Si 10:30 bis 13:00 Uhr). Hier sieht man einen Teil der römischen Wasserleitung und manchmal werden hier Veranstaltungen abgehalten.

Etwas weiter steht links der Palazzo Sanfelice mit einem ähnlich imposanten Treppenhaus wie im Palazzo di Spagnolo. Tatsächlich ist das die „Urversion“ des Architekten Sanfelice, der Palazzo dello Spagnolo wurde erst 10 Jahre später gebaut.

Die Geschichte lässt sich an einer Inschrift nachlesen: „Ferdinando Sanfelice, ein neapolitanischer Patrizier, baute dieses Haus von Grund auf wegen der außergewöhnlichen Gesundheit des Ortes. Er war der Planer, Verwalter und Eigentümer des Gebäudes, im Jahr 1728.

In dem Palast wurden Szenen von einer Reihe von Filmen und Serien gedreht. Z.B. in der 3. Staffel von Gomorra oder in „Sie nannten ihn Plattfuß“ mit Bud Spencer.

Und noch eine kleine Besonderheit: Auf der Treppe am Eingang fällt die Verkleidung der Stufen mit Lavagna-Stein auf, die Sanfelice zu Ehren seiner Frau, die aus dem ligurischen Dorf Lavagna stammte, einfügte.

Ein Stück weiter sehen wir das Mural „Peppino und Totò“ nach einer Szene des Films „La banda degli onesti“ (Weiterleitung zu Youtube, mit Werbung) und schon sind wir an der Piazza Sanità. Totò, eigentlich Antonio De Curtis, man ahnt es, war ein berühmter Schauspieler und Komiker. Und in Sanità wurde er geboren. Peppino De Filippo war ebenfalls ein italienischer Schauspieler. Beide traten in vielen Filmen (Weiterleitung zu Youtube) gemeinsam auf.

Die Gebäude rund um die Piazza sind eine Mischung aus Wohnhäusern, Geschäften und religiösen Bauten, die ein lebendiges Bild der Architekturgeschichte des Viertels vermitteln. Viele dieser Gebäude sind in einem typischen neapolitanischen Stil gehalten, der eine Mischung aus Barock, Klassizismus und volkstümlicher Architektur darstellt. Einige Fassaden sind mit Balkonen und schmiedeeisernen Geländern verziert, was dem Platz einen charmanten und historischen Charakter verleiht.

Piazza Sanità
Santa Maria della Sanità

Zentraler Bau ist die Basilika Santa Maria della Sanità, eine Dominikanerkirche. Dominikaner waren diejenigen, die sich in früheren Zeiten für die Inquisition und die Hexenverfolgung stark machten. Und sie waren geschäftstüchtig. Wenn sich der König mit seinem Gefolge oder der Adel von der Innenstadt in die Umgebung (z.B. ins Schloss Capodimonte) aufmachten, standen die Dominikaner bereit, Spenden für das Seelenheil der Reisenden anzunehmen.

Und die Kirche wurde zu einem Symbol dessen, was die Dominikaner (an sich) gut fanden, ausgebaut. In Verballhornung ihres Namens wurden die Dominikaner auch Hunde des Herrn genannt (domini – cane). Also findet sich eine Hundestatue in der Kirche. Man war sich in seiner Selbstgewissheit dafür nicht zu schade.

Die Kirche wurde im 17. Jahrhundert erbaut und steht auf den Überresten frühchristlicher Katakomben (Katakomben von San Gaudioso). Als die Katakomben entdeckt wurden erkannte man sofort, dass sich daraus etwas machen ließ.

Die Kirche wurde von Domenico Fontana im Stil des neapolitansichen Barock entworfen.

Das Innere der Kirche ist in Form eines griechischen Kreuzes gestaltet, mit einer zentralen Kuppel, die den Altarraum überragt. Die Kuppel ist mit Fresken von Giovanni Battista Caracciolo geschmückt. Die Fresken zeigen Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria.

Die Kirche beherbergt zahlreiche Kunstwerke, darunter Altäre, Gemälde und Statuen von bedeutenden Künstlern der Zeit. Zu den bemerkenswertesten gehören Werke von Luca Giordano und Massimo Stanzione, zwei der bedeutendsten Maler des neapolitanischen Barocks.

Unter dem Altar gibt es eine Unterkirche.

Die Kirche ist auch bekannt als die Kirche des Monacone. Bei dem betreffenden Mönch handelt es sich um den Heiligen Vinzenz Ferrer. Der Kult dieses Heiligen wurde von den Spaniern in Neapel eingeführt und schlug im Viertel Wurzeln, als die Kultstatue, die einst in der Kirche Santo Spirito am Largo di Palazzo stand, hierher gebracht wurde.


Unter der Basilika befinden sich die Katakomben von San Gaudioso, die nach dem afrikanischen Bischof Gaudioso benannt sind, der im 5. Jahrhundert in Neapel lebte und dort begraben wurde. Diese Katakomben sind nach den berühmteren Katakomben von San Gennaro die zweitwichtigsten in Neapel und bieten einen faszinierenden Einblick in die frühchristlichen Begräbnisriten.

Die Katakomben sind in den weichen Tuffstein gegraben und bestehen aus einer Reihe von Gängen und Grabkammern, die mit Fresken und Mosaiken verziert sind. Diese Darstellungen sind teils christlicher, teils paganer Natur und geben Aufschluss über die religiöse Vielfalt und den Synkretismus der frühen christlichen Gemeinde in Neapel.

In späterer Zeit wurden die Wände mit weiteren Fresken bemalt, die an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern sollen, also mit Skeletten.

Der Besuch (mit Führung) ist lohnenswert. Es empfiehlt sich, wenn möglich die italienisch-sprachige Führung zu nutzen. Die Gruppen sind deutlich kleiner und die Führung persönlicher. Die Führung wird von im Viertel Ansässigen gemacht. Man erfährt also viel über die Geschichte und die Entwicklung des Viertels und Anekdoten zur Kirche.

Die Piazza della Sanità ist mit einer Reihe von großen Murales verziert.

  • „Luce“ ist, wie „Totò e Peppino“ ein Werk des spanischen Straßenkünstlers Tono Cruz. Das Werk hat eine runde Form wie ein Lichtstrahl und stellt die lächelnden und hoffnungsvollen Gesichter der Kinder des Rione Sanità dar. Das Wandbild entstand im Rahmen der Initiative „Luce“, einem Projekt des Vereins „Fazzoletto di Perle“ unter der Schirmherrschaft der Stadt Neapel, das mit dem Erlös aus dem Verkauf des Bildes „Sanità“ des neapolitanischen Malers Tommaso Ottieri finanziert wurde.
  • Resis-Ti-Amo des argentinischen Künstlers Francisco Bosoletti an der Fassade der Basilika Santa Maria della Sanità. Es ist das erste Wandgemälde in Italien, das auf die Fassade eines religiösen Gebäudes gemalt wurde, und erzählt die wahre Geschichte zweier Jungen aus der Nachbarschaft, die mit der Kraft der Liebe eine schreckliche Krankheit überwunden haben.
  • Tieneme ca te tengo am Aufzug auf die Brücke. Das vom Straßenkünstler Jerico Cabrera Carandang geschaffene Wandgemälde zeigt zwei junge Menschen, die sich umarmen. Das Mural wurde vom „Centro la Tenda“ entworfen und vom Wohlfahrtsamt der Stadt finanziert.
  • Und dann gibt es noch ein etwas umstrittenes Werk, dass eine Mischung aus Werbung (u.a. für Lavazza) und Kunst ist.
Luce
Ponte Sanità
Piazza Sanità

Oberhalb des Platzes verläuft die Ponte Sanità, Diese massive Steinbrücke, die in den Stadtteil Capodimonte führt, wurde im 19. Jahrhundert errichtet.

Jetzt ist es Zeit für etwas Leckeres: typisch neapolitanisches Süßgebäck. In der Via Sanità 66 findet sich die Pasticceria von Antonio Sannino. Dort gibt es Sfogliatelle, Zeppole, Profiteroles, Baba, Eis ….. also alles – und sehr guten Kaffee. Antoni Sannino ist stadtbekannt und hat sogar eine eigene Süßigkeit erfunden.

Noch mehr Katakomben? Ja, sollte man sich ansehen. Die Katakomben von San Gennaro. Sie sind noch um einiges spektakulärer, als die von San Gaudisio. Hier fing der Neustart des Viertels an. Die Kooperative von Jugendlichen räumte den Schutt und den Müll aus den Katakomben und machten sie für Besucher zugänglich. Der Zugang ist oberhalb der Katakomben.

Der Ausgang unterhalb. Und die Guides wiesen – und weisen – die Besucher daraufhin, dass sie auch durch das Sanità Viertel zurück gehen könnten – und sich das Vierteil dabei ansehen könnten. Der Anfang war gemacht. Die Leute, die damals die Kooperative gegründet haben, sind z.T. heute noch dabei und machen selbst die Führungen. Was Sie über ihre Arbeit erzählen, ist mindestens genauso interessant, wie die Infos zu den Katakomben. Um dorthin zu gelangen, nutzt man den Aufzug auf die Ponte Sanità und nimmt dort den Bus (204, 168, 178, C63) in nördliche Richtung bis zur Haltestelle „Capodimonte – Basilica Incoronata).

Katakomben von San Gennaro
Katakomben von San Gennaro
Katakomben von San Gennaro

Und auf dem Rückweg geht man natürlich wieder zurück durch Sanità. Hier zeigt sich deutlich: Neapel – eine Stadt im Aufbruch.

Sanità
Resis-Ti-Amo des argentinischen Künstlers Francisco Bosoletti
Sanità

Vom archäologischen Museum zum Spaccanapoli

In der Nähe vom archäologischen Museum gibt es noch mehr zu sehen.

Ganz in der Nähe ist, südöstlich des Museums, eine kleine Straße den Frauen gewidmet: der Vicoletto Donnaregina, der von der Via Duomo abzweigt. Am besten gehen wir durch die Porta San Gennaro und dann gleich links die Via Luigi Settembrini bis zur Via Duomo.

Die Porta San Gennaro stand ursprünglich woanders und soll aus der späten Römerzeit stammen. Ursprünglich soll sie etwa 100 Meter südlich in derselben Gasse neben der Kirche Gesù delle Monache gestanden haben. Sie wurde 1537 vom spanischen Vizekönig Don Pedro de Toledo im Rahmen der Stadterweiterung verlegt. Dabei ließ er die Türme, die das Tor flankierten, abreißen.

Am nördlichen Eingang befindet sich ein restauriertes Fresko (1656) von Mattia Preti, das einzige, das von den Fresken übrig geblieben ist, die er an sieben Stadttoren gemalt hat. Dieses Fresko stellt San Gennaro und Fancesco Saverio (Franz Xaver, der sich um die Mission in Asien bemühte und ein Mitbegründer der Jesuiten war) dar, die Maria und dem Kind ihre Verehrung zeigen, um die Stadt vor der Pest zu bewahren. Am südlichen Eingang befindet sich eine Büste von San Gaetano (1659, Gründer der Theatiner und Kirchenreformer in Reaktion auf Luther – und Patron der bayerischen Kurfürsten und von Altbayern) von Bartolomeo Mori, die von Mitgliedern des Theatinerordens aufgestellt wurde. An der Innenseite des Tors, neben einer Ädikula der Jungfrau, befindet sich eine kleine Kapelle, San Francesco dei Cocchieri, die von den Kutschern im 17. Jahrhundert gestiftet wurde.

Im Vicoletto Donnaregina gibt es mehrere Grafittis von berühmten Frauen, u.a. Artemisia Gentilesschi, Matilde Serao, eine Journalistin oder Rita Levi-Montalcini, eine Medizinerin und Neurobiologin.

Artemisia Gentilleschi
Matilde Serao
Rita Levi-Montalcini

Am Ende der Mini-Straße kommt ein kleiner Platz mit dem Complesso Monumentale Donnaregina – Museo Diocesano Napoli. Ein Besuch lohnt sich.

Chiesa di Donnaregina Nuova

Die Geschichte reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, als das ursprüngliche Kloster von Benediktinern gegründet wurde. Der Name „Donnaregina“ leitet sich von einer Wohltäterin namens Regina ab, die zur Gründung des Klosters beitrug.

Im 14. Jahrhundert wurde auf Initiative von Königin Maria von Ungarn, der Ehefrau von Karl II. von Anjou, eine neue, gotische Kirche errichtet, die als Chiesa di Donnaregina Vecchia bekannt ist.

Im 17. Jahrhundert wurde eine neue Kirche, die Chiesa di Donnaregina Nuova, im Barockstil erbaut, um die wachsende Gemeinschaft zu beherbergen. Diese Kirche wurde reich mit Fresken, Skulpturen und Gemälden von einigen der berühmtesten Künstler ihrer Zeit ausgestattet.

Chiesa di Donnaregina Vecchia

Sehenswert in der Donnaregina Vecchia sind die erhaltenen Fresken, die Szenen aus dem Leben Christi und der Heiligen darstellen.

Die Deckenfresken der Donnaregina Nuova wurden von Künstlern wie Francesco Solimena und Luca Giordano geschaffen.

Das Museo Diocesano beherbergt Gemälde, Skulpturen, religiöse Gewänder, liturgische Geräte und Manuskripte, die einen Einblick in die religiöse und künstlerische Geschichte Neapels bieten.

Zu den Höhepunkten der Sammlung gehören Werke von Künstlern wie Massimo Stanzione, Luca Giordano, Francesco Solimena und Jusepe de Ribera.

Wir sind jetzt nicht weit vom Dom und nutzen das für eine Besichtigung.

Der Dom wurde Ende des 13. Jahrhunderts gebaut und immer wieder verändert, insbesondere im 17.Jahrhundert.

Eigentlich ist der Dom eine Ansammlung von ehemaligen Gebäuden, u.a. das älteste Baptisterium, die frühchristliche Basilika, die jetzt die Seitenkapelle des Doms ist und im 17. Jahrhundert umgebaut wurde (Santa Restituta), die Capella del Tesoro di San Gennaro – und natürlich der neugebaute Hauptraum.

Dom von Neapel
Santa Restituta
Dom von Neapel Mittelschiff

Danach geht es weiter, bis wir zur Via Vicaria Vecchia kommen. Und schon sind wir im Spaccanapoli angekommen. Hier begrüßt uns auch gleich ein Mural von San Gennaro.

Spaccanapoli

Der Name der Straße bedeutet „Neapel-Spalter“ und verweist auf die schnurgerade Linie, die die Straße durch das historische Zentrum der Stadt zieht.
Die Straße folgt einer Route, die bereits in der Antike existierte. Sie geht auf die griechische Gründung von Neapolis im 6. Jahrhundert v. Chr. zurück, als die Stadt als Kolonie der Griechen in Kampanien gegründet wurde. Die Straße war damals eine der drei Hauptachsen des antiken Stadtplans, der „Hippodamisches System“ nach Hippodamos von Milet der mit dem Quadratraster-System der Straßen – und den damit geschaffenen gleichartigen Parzellen – für die Gleichheit der Bürger sorgen wollte. Diese ursprüngliche Struktur ist bis heute in der Anordnung der Straßen des historischen Zentrums von Neapel sichtbar.

Während der römischen Herrschaft wurde die Straße weiter ausgebaut und diente als Decumanus, eine Hauptstraße in römischen Städten, die in Ost-West-Richtung verlief. Im Mittelalter entwickelte sich Neapel weiter, und Spaccanapoli blieb eine zentrale Lebensader der Stadt. Zahlreiche Kirchen, Palazzi und Klöster wurden entlang der Straße errichtet, was ihre Bedeutung als religiöses und kulturelles Zentrum unterstrich.

Wir wenden uns nach rechts und folgen der Straße. Hier ist alles fest in der Hand der Touristen, aber irgendwie erträglicher als in den Quartieri Spagnoli.

Recht bald kommt die Straße der Krippenbauer, in der ganzjährig Krippen und deren Zubehör verkauft werden. Schon beeindruckend. In vielen Gebäuden und Museen in Neapel (u.a. Certosa di San Martino, Santa Maria della Sanità), sind Krippen ausgestellt. Krippen sind also noch ein einigermaßen lebendiges Merkmal von Neapel.

Ein Stück weiter steht die Nil-Statue. Sie wurde angeblich von alexandrinischen Händlern in der damaligen griechisch-römischen Stadt zu Ehren des Flussgottes Nil gestiftet. Zwischenzeitlich war sie verschwunden und steht erst seit 2014 wieder an ihrem Platz.

Nilstatue
Spaccanapoli
Piazza Domenico Maggiore

Bald kommen wie an die Piazza Domenico Maggiore. Die gleichnamige Kirche wurde im 13. Jahrhundert von den Dominikanern erbaut und verbindet gotische und barocke Elemente. Im Inneren der Kirche befinden sich die Grabstätten mehrerer Angehöriger des aragonesischen Königshauses sowie bedeutende Kunstwerke, darunter Werke von Caravaggio und Tizian.

Der Obelisk wurde 1656 von der neapolitanischen Bevölkerung als Votivgabe an den heiligen Dominikus in Auftrag gegeben, um die in jenem Jahr aufgetretene Pest zu vertreiben. Die Dominikaner beauftragten zunächst Cosimo Fanzago mit der Ausführung des Werks. Wegen Bauverzögerungen wurde die Leitung später an Francesco Picchiatti übergeben. (Fast) endgültig fertig gestellt wurde das Bauwerk erst 1737.

Nicht weit ist die Kapelle von San Severo (Via Fancesco de Santis 19). Ein touristischer Hotspot, aber absolut sehenswert. Reservierung von Tickets ist angezeigt. Die Marmorfigur des verschleierten Christus (Cristo velato) von Giuseppe Sanmartino ist beeindruckend und ergreifend. Man vermutete, Sanmartino, der auch Alchemist war, hätte eine Möglichkeit gefunden, Stoff in Stein zu verwandeln, so lebensecht ist die Figur.

Weiter den Spaccanapoli entlang kommt der Komplex der Kirche Santa Chiara. Die Basilika und das dazugehörige Kloster sind ein herausragendes Beispiel gotischer Architektur in Neapel. Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut und beherbergt die Gräber der Anjou-Dynastie. Besonders bemerkenswert ist der Kreuzgang des Klosters, der mit Majolikafliesen geschmückt ist, die im 18. Jahrhundert hinzugefügt wurden. Hier ist man fast allein. Ein Ort der Ruhe. Man möchte es nicht glauben, aber direkt neben der Kirche gibt es eine kleine Osteria, in der man lecker essen kann (Via Santa Chiara 6).

Hier ist auch die Kirche Gesù Nuovo, bekannt für ihre markante Fassade, die aus spitzen Quadern besteht, einem Merkmal der Renaissance-Architektur. Im Inneren der Kirche finden sich prächtige Barockdekorationen und Kunstwerke. Die Kirche ist auch ein wichtiger Ort der Verehrung für den Heiligen Giuseppe Moscati, einen Arzt und Heiliger des 20. Jahrhunderts.

Auf dem Platz steht die Säule der unbefleckten Empfängnis, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf Veranlassung des Jesuitenpaters Francesco Pepe, nach einem Entwurf von Giuseppe Genoino, errichtet wurde. Sie markiert das Zentrum der Jesuiten („insula gesuitica“) in Neapel vom Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts.

Davor stand hier eine Philipp V. gewidmeten Reiterskulptur aus dem Jahr 1705, mit dem der Besuch des spanischen Königs in der Stadt im Jahr 1702 gefeiert wurde. Dem Denkmal war nur eine kurze Dauer beschert, da es 1707 zerstört wurde, als österreichische Truppen in die Stadt einmarschierten und damit das Ende der spanischen Herrschaft in Neapel einleiteten.

Jetzt könnte man sich noch die Piazza Bellini (benannt nach dem Komponisten, dessen Statue auf dem Platz steht) ansehen. Dafür geht es ein Stück zurück bis zur Via San Sebastiano und dort links, bis wir auf die Piazza kommen. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts lag der Platz außerhalb der Stadt. Die Reste der alten (griechischen) Stadtmauern sind auf dem Platz noch zu sehen. Nach der Stadterweiterung war der Platz dann „eingemeindet“. Heute gibt es hier einladende Cafès und die Via Santa Maria di Constantinopoli lädt zum Flanieren ein.

Port'Alba
Maradona Mural Piazza Bellini

Es lohnt sich, die Via Port’Alba, die Strasse der Buchhändler, entlang zu gehen und sich die Port’Alba „von außen“ anzusehen, und wenn man schon dort ist, die U-Bahnstation Dante, die, wie eine Reihe anderer Stationen, spektakulär gestaltet ist.

Von der Piazza Amedo zur Piazza del Plebiscito

Der größte Teil des Weges führt durch das Viertel Chaia und startet an der Piazza Amadeo. Hier ist auch die gleichnamige U-Bahnstation. Wer sich fragt, wo man in Neapel gut wohnen kann, dann wäre die Antwort: hier. Es gibt einige Ferienwohnungen in der Nähe der U-Bahnstation.

Wir gehen die Via Vittoria Colonna entlang, die dann in die Via dei Mille übergeht.

Vittoria Colonna war eine berühmte Dichterin der frühen Neuzeit (1492 geboren). Ihr Großvater war Fedrico da Montefeltro, kunstsinniger Chef in Urbino. Ihr Vater verbündete sich zunächst mit Karl III. von Frankreich, der Italien besetzen wurde. Als das Geld für seine Leute ausblieb, wechselte er die Seiten zum spanischen Haus Aragón. Gemeinsam mit den Spaniern gelang es, die Franzosen zu vertreiben und den ins Exil ausgewichenen Ferdinand II (von Aragòn) wieder in Neapel zu etablieren.

Vittoria wurde als 3-jährige mit dem fünfjährigen spanischen Adligen Fernando Francesco d’Avalos verlobt. Als Vittoria 17 war, erfolgt die Heirat. 1503 zog die Familie nach Neapel. Das Eheglück dauerte nicht lange, da Francesco 1525 in der Schlacht bei Pavia schwer verwundet wurde und kurz darauf starb. Vittoria gründete einen Kreis von Literaten, war mit Michelangelo befreundet. Sie starb 1547 in Rom.

Palazzo Leonetti

Ganz anders verhält es sich mit der Via dei Mille. Die Straße ist den Soldaten Garibaldis („die Tausend“) gewidmet, die 1860 an der Expedition teilnahmen, die zur Vereinigung der südlichen Provinzen mit dem Königreich Italien beitrug. Die Straße wurde 1885 im Rahmen der Neugestaltung von Neapel eröffnet.

Hier befinden sich Jugendstilpaläste, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Architekten Giulio Ulisse Arata erbaut wurden (insbesondere das Gebäude an den Nummern 45-47 und der Palazzo Leonetti), der Palazzo Spinelli an der Nummer 16 und der Palazzo Petriccione di Vadi an der Nummer 1, die beide im neoklassischen Stil erbaut wurden. Und es gibt eine Reihe von Edel-Boutiquen (Gucci, Prada…)

Der Palazzo Leonetti (Nr. 40) war ursprünglich als Hotel geplant worden. Dann sollte es die Bewohner der Via Doumo aufnehmen, die um Zuge der Neugestaltung des dortigen Viertels ausziehen mussten. Es kam aber anders. Aufgrund von finanziellen Problemen wurde das Gebäude an den Grafen Leonetti verkauft und war fortan als Mietshaus für das Großbürgertum der benachbarten Stadtteile Rione Amedeo und Chiaia bestimmt.

Palazzo Mannajuolo.

Man läuft schließlich auf den Palazzo Mannajuolo zu, in dem sich ein beeindruckendes Treppenhaus verbirgt. Das Gebäude ist privat, man muss also den Portiere freundlich fragen, ob man sich das Treppenhaus ansehen kann.

Der Palazzo Mannajuolo ist ein großartiges Beispiel für die Architektur des Jugendstils mit neobarocken Elementen.

Das Gebäude wurde vom Architekten Giulio Ulisse Arata und dem Ingenieur Gioacchino Luigi Mellucci als eines der ersten Stahlbetonkonstruktionen in der Straße entworfen und von Giuseppe Mannajuolo, einem bekannten neapolitanischen Geschäftsmann, in Auftrag gegeben.

Chiaia

Wir gehen weiter die Via Gaetano Filangieri (ein Jurist und Philosoph des späten 18. Jahrhunderts) entlang und biegen links in die baumbestandene Via Chiaia ab. Die Straße macht einen Knick nach rechts und dann sehen wir die Brücke über die Straße über die die Via Giovanni Nicotera läuft.

Hinter der Brücke ist der Aufzug zur neu gestalteten U-Bahn-Station Chaia. Man sollte sich die Station unbedingt ansehen, die ein wenig wie das Guggenheim-Museum in New York aussieht. Auf dem Umlauf steht „est in aqua dulci non invidiosa voluptas“ von Ovid (übersetzt etwa „in reinem Wasser ist eine Freude, die einem niemand neidet“).

Chaia
Straßenbrücke
U-Bahn-Station Chaia

Wir folgen der Via Chaia und kommen dann an den Gradoni di Chaia (auf der linken Seite) vorbei.

Die Gradoni wurden im 16. Jahrhundert erbaut und führen bergauf durch die Quartieri Spagnoli, um schließlich den Corso Vittorio Emanuele zu erreichen. Der erste Abschnitt der Route, der von der Via Chiaia ausgeht, hat seinen Ursprung in einem Graben, in den einst das Wasser vom Hügel Pizzofalcone herunter floss, zwischen Monte di Dio und Santa Lucia. Es handelt sich um eine sehr charakteristische Straße, die den malerischsten Blick auf das tägliche Leben in den überfüllten und chaotischen Quartieri Spagnoli bietet.

Wer unbedingt in die Quartieri Spagnoli möchte, kann, anstatt die Via Chaia bis zur Piazza Trieste e Trento zu gehen, auch die Treppen hochlaufen bis zum Vico Sergente Maggiore, dort rechts abbiegen und zur Via Toledo gehen von dort dann zur Piazza Trieste e Trento (oder noch etwas länger durch die Straßen der Quartieri Spagnoli laufen).

So oder so kommen wir zur Piazza Trieste e Trento. Hier stapeln sich die Sehenswürdigkeiten: die Galleria Umberto I, die der Galleria Emmanuele II in Mailand nur wenig nachsteht, die Chiesa di San Ferdinando, das Teatro San Carlo und ein Stück weiter die Piazza des Plebiscito mit dem Palazzo Reale und San Francesco de Paola.

Galleria Umberto I



Die Galleria wurde 1890 fertiggestellt, 20 Jahre nach der Galleria in Mailand, von dem selben Architekten, Emanuele Rocco. Sie entstand im Rahmen eines Sanierungsprojekts, („Risanamento“), bei dem weite Teile der Altstadt umgestaltet wurden, um hygienische Bedingungen zu verbessern und das Stadtbild zu modernisieren.
Die Galleria sollte als Treffpunkt für die Elite und das Bürgertum dienen, wo man einkaufen, flanieren und Geschäfte tätigen konnte.

Die Kuppel hat einen Durchmesser von 57 und eine Höhe von 56 Metern.
Nach starken Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde die Galleria wieder restauriert und wurde 2017 wurde die Galleria in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Chiesa San Ferdinando


Die Ursprünge der Chiesa San Ferdinando reichen bis ins Jahr 1636 zurück, als die Jesuiten die Erlaubnis erhielten, auf einem Grundstück an der damaligen Piazza San Ferdinando eine Kirche zu errichten.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1767 durch Karl III., den König von Neapel, ging die Kirche in den Besitz der neapolitanischen Monarchie über und wurde zur Hofkirche.
Die Decke ist mit einem beeindruckenden Fresko von Paolo de Matteis geschmückt, das die „Verherrlichung des Heiligen Ferdinand“ darstellt. Das Hauptaltarbild zeigt den heiligen Ferdinand (von Luca Giordano).


Piazza del Plebiscito mit der Basilika San Francesco

Die Piazza Plebiscito erstreckt sich majestätisch über eine Fläche von etwa 25.000 Quadratmetern und ist von einigen der bedeutendsten Gebäuden der Stadt umgeben. Der Platz, wie wir ihn heute sehen, begann sich erst im frühen 19. Jahrhundert zu formen, doch seine Ursprünge reichen weiter zurück.
Ursprünglich war hier ein freier Platz vor dem Palazzo Reale, der als Repräsentationsort für Paraden und Zeremonien diente.
Der heutige Platz entstand im Wesentlichen durch den Einfluss der Bourbonenkönige im frühen 19. Jahrhundert. König Joachim Murat, Schwager Napoleons, wollte den Platz in einen riesigen, von klassischer Architektur geprägten Platz umwandeln, doch mit Murats Sturz wurden die Arbeiten eingestellt.
Nach der Restauration der Bourbonen 1815 wurde die Idee Murats modifiziert. König Ferdinand I. beschloss, die Basilika San Francesco zu bauen. Die Basilika sollte ein Dankeschön an die Rückkehr der Bourbonen symbolisieren und den Platz dominieren. Der Platz erhielt seinen heutigen Namen „Piazza del Plebiscito“ nach dem Plebiszit von 1860, das den Anschluss des Königreichs Neapel an das Königreich Italien bestätigte. Der Platz wurde so zum Symbol der Einheit Italiens.


Teatro San Carlo

Was fehlt noch? Das Teatro San Carlo. Das besondere ist, man bekommt recht leicht Karten – zu erschwinglichen Preisen. Was gibt es Besseres als hier eine Opernaufführung zu besuchen?

Das Teatro San Carlo ließ Karl III von Spanien bauen, der gleichzeitig Karl VII von Neapel war und außerdem Sohn von Elisabetta Farnese, die wiederum aus der Familie der Chefs von Parma kam. Karl war 1731 Herzog von Parma geworden. Eigentlich ein Zufall. Zur Beschwichtigung der Begehrlichkeiten der Spanier in Italien hatten die Österreicher zugestimmt, dass Karl Herzog von Parma werden könne, wenn der amtierende Herzog kinderlos sterben sollte.

Und das genau geschah. Schon drei Jahre später eroberten die Spanier Neapel – und Karl war König von Neapel und Sizilien. Das war durchaus nicht zum Schaden des Landes. Karl ordnete die Gesetze, begann den Palast von Caserta zu bauen und Pompei und Herculaneum auszugraben. Verheiratet war er mit Maria Amalia von Sachsen.

Die Oper, 1737 eröffnet, ist das älteste Opernhaus Italiens und war mit 3.300 Plätzen lange auch das Größte. Es war Schauplatz vieler Uraufführungen von Rossini, Donizetti, und Bellini. Einer der bekanntesten Sänger war Caruso. Allerdings war das Verhältnis des Publikums zu Caruso nicht ganz einfach. Die Oper teilte das Schicksal mit anderen Häusern und brannte1816 ab, wurde aber in kurzer Zeit wieder aufgebaut.

Wer mehr über die italienische Oper erfahren möchte: hier gibt es mehr.

Wo die Kaffee-Pause machen? Beim Professore („Il vero bar del Professore„), direkt am Platz Trieste e Trento (Nr. 46). Innen gibt es nur Stehplätze und außen ist es sehr touristisch und häufig voll. Aber es lohnt sich. Hier wird der legendäre Kaffee-Schaum gemacht, der auf den Espresso drauf kommt. Und es gibt sogar eine Variante mit Nusscreme. Ein wirkliches Erlebnis. Es geht in der Bar recht robust zu. Manchmal ist ein älterer Herr hinter dem Tresen, der die Creme selbst anrührt (unter dem Tresen stehen riesige Schüsseln) und der freundlich und bereitwillig zur Creme Auskunft gibt.

Palazzo Reale

Jetzt sind wir gestärkt für einen Besuch des Palazzo Reale. Nicht alle Ausstellungen sind immer geöffnet. Man sollte sich also nach den Öffnungszeiten der einzelnen Bereiche vorher erkundigen. Freundlicher Nachdruck ist angesagt, den es gibt manchmal einen recht herrschaftlichen Ton an den Schaltern.

Frei zugänglich sind die Giardini di Palazzo Reale. Ein Ort der Ruhe im Trubel des Zentrums mit Bänken und Bäumen und einer schöne Sicht auf die Stadt.

Die Geschichte des Palazzo Reale beginnt 1600, als der spanische Vizekönig von Neapel, Fernando Ruiz de Castro, Domenico Fontana mit dem Bau eines neuen Palastes beauftragte. Ursprünglich als Vizekönigspalast konzipiert, wurde der Palazzo Reale ab dem 18. Jahrhundert unter den Bourbonenkönigen, die Neapel regierten, als königliche Residenz genutzt. Besonders unter Karl VII. von Neapel (später Karl III. von Spanien) und seinem Sohn Ferdinand IV.(später Ferdinand I. von Neapel und Sizilien), erlebte der Palast eine Blütezeit und wurde weiter ausgebaut und luxuriös ausgestattet.

Dann ging es Schlag auf Schlag, napoleonische Besatzung, Rückkehr der Bourbonen, nach der Vereinigung Italiens 1861 Sitz der savoyischen Königsfamilie.



Einer der prächtigsten Räume im Palazzo Reale ist der Thronsaal mit vergoldeten Stuckarbeiten, großen Kristalllüstern und Wandgemälden. Ein weiteres Highlight ist der Ballsaal mit beeindruckenden Fresken..

Die Palastkapelle, die dem Erzengel Michael geweiht ist, ist ein weiteres Beispiel für die herausragende Architektur und Kunst des Palastes. Sie wurde im barocken Stil erbaut und ist mit kostbaren Marmorarbeiten und vergoldeten Dekorationen geschmückt. Ein besonders bedeutendes Kunstwerk im Palast ist das Porträt von Ferdinand IV. von Anton Raphael Mengs, einem der führenden Maler des 18. Jahrhunderts.



Ferdinand IV.

Hier sein ein kleiner Exkurs zu Ferdinand IV. erlaubt. Er war der Sohn Karls III. von Spanien. Mit der Durchnumerierung kann man etwas ins Schleudern kommen. Als Ferdinand IV. war er König von Neapel, gleichzeitig Ferdinand III. von Sizilien und später dann Friedrich I., König beider Sizilien. Im Buch „Europa der Könige“ von Leonhard Horowski finden sich einzelne Anekdoten zu ihm. Er soll wohl mehr Spaß am Jagen, als am Regieren gehabt haben und außer dem tiefsten neapolitanischen Dialekt ungern andere Sprachen gesprochen haben – wofür ihn das Volk umso mehr liebte. Auch war er ein Freund von derberen Scherzen, so soll er gerne – als Teenager – auf den Rücken seines Vaters, des Kaisers gesprungen sein, oder ihm öffentlich einen Klaps auf dem Allerwertesten gegeben haben. Er liebte Tortenschlachten, kitzelte gerne Würdenträger (z.B. den österreichischen Botschafter) und nutze Marmelade, um die Hüte der Anwesenden zu beschmieren. Auch war sein Äußeres offenbar nicht allzu schön anzusehen.

Als er volljährig und damit König wurde, erhielt er Marchese Bernardo Tanucci zur Seite gestellt, um Schlimmstes zu verhindern. 1768 heiratete Ferdinand Maria Karolina von Österreich, eine Tochter von Maria Theresia, die nach Tanuccis Rücktritt 1777 faktisch die Regierung übernahm. Maria Karolina brachte 18 Kinder zur Welt. Nachdem die Revolutionäre in Frankreich Maria Karolinas Schwestern und den Schwager aufs Schafott gebracht hatte, war die Liebe zu Frankreich erkaltet. Nachdem Ferdinand erst Parteigänger der Gegner Frankreichs war, musste er 1796 Frieden schließen und später rückten sogar Franzosen in Neapel ein.

Lord Nelson erhielt den Auftrag, die königliche Familie, den britischen Botschafter und andere Persönlichkeiten nach Palermo zu schaffen. 1799 wurde Neapel von Königstreuen wieder zurück erobert. Der König kehrte 1800 zurück und ließ eine Reihe seiner Gegner hinrichten. Napoleon hatte die Integrität von Neapel versprochen, etablierte aber trotzdem eine Besatzung der Stadt und verlangte, dass Napoleons Gegner keinen Zugang zur Stadt haben dürften. trotzdem landete 1805 ein englisch-russisches Heer in Neapel. Napoleon setzte damit die Bourbonen ab, und Ferdinand flüchtete wieder nach Sizilien.

Joseph Bonaparte wurde König beider Sizilien und Murat, Napoleons Schwager wurde König von Neapel. Wir wissen, wie’s weitergeht. Napoleon musste abdanken. Ferdinand kehrte noch einmal zurück, ließ Murat hinrichten und vereinigte Sizilen und Neapel zum Königreich beider Sizilien.

Dann gabs auch in Italien Revolution (der Carbonari). Ferdinand musste Zusagen in Richtung einer konstitutionellen Monarchie machen. Und schon kamen die Österreicher, besiegten die Revolutionäre und Ferdinand widerrief seine Zusagen. Ferdinand starb im Januar 1825 und wurde in Santa Chiara begraben. Ein bewegtes Leben.

Palazzo Reale
Giardini Reali
Giardini Reali